„Ob du denkst, du kannst es, oder du kannst es nicht: Du wirst auf jeden Fall recht behalten.” Dieses Zitat von Henry Ford fasst prägnant zusammen, wie machtvoll das ist, was wir denken – über uns und über die Welt. Unsere Überzeugungen, Werte und Gedanken prägen unser Leben in allen Lebensbereichen – Finanzen, Beruf, Beziehung, Familie usw. Wenn wir überzeugt davon sind, dass es schwer ist, Geld zu verdienen, wird unser Leben wahrscheinlich anders aussehen, als wenn wir glauben, dass das Geld auf der Straße liegt.
Aber warum denkt der eine Mensch so und der andere so? Wir können uns unser Gehirn wie einen sehr leistungsstarken Computer vorstellen. Und genau wie ein Computer lässt sich unser Gehirn programmieren. Von klein auf, wahrscheinlich schon im Mutterleib, wird unser Gehirn programmiert: durch Erfahrungen, durch das, was uns unsere Eltern und unser soziales Umfeld vorleben, durch kollektive kulturelle Vorstellungen, die wir übernehmen, und – damit beschäftigt sich die Epigenetik – sogar durch Erfahrungen und Traumata, die Spuren in den Genen unserer Vorfahren hinterlassen haben und uns über die DNA weitergereicht wurden.
Diese Programmierungen (oder Konditionierungen) kommen von allen Seiten. Wenn wir erlebt haben, dass unsere Eltern offen und vertrauensvoll mit fremden Menschen umgehen, werden wir dies mit hoher Wahrscheinlichkeit auch tun. Wenn unsere Eltern misstrauisch und angespannt gegenüber fremden Menschen reagieren, wird es uns vermutlich auch schwerfallen, positive Gefühle gegenüber fremden Menschen zu entwickeln.
Es gibt kollektive Glaubenssätze, die in unserer Kultur verwurzelt sind. Sie zeigen sich oft in Sprichwörtern wie „Ohne Fleiß kein Preis“ oder „Ordnung ist das halbe Leben“. In Europa sind viele solcher kollektiver Glaubenssätze von der christlichen Ethik geprägt.
Die Forschung zur Epigenetik steckt noch in den Kinderschuhen, aber es deutet sich an, dass wir gewisse Erfahrungen unserer Vorfahren wohl genetisch übernommen haben. Es gibt zum Beispiel Untersuchungen darüber, dass Populationen, deren Vorfahren in fruchtbaren Gegenden mit einem milden oder tropischen Klima gelebt haben, wo ohne viel Zutun über die Jahrhunderte immer genug Nahrung vorhanden war, etwa in Vietnam, auch heute insgesamt zufriedener sind und weniger unter existenziellen Ängsten leiden als solche in Regionen, wo es immer wieder harte Winter und Hungersnöte gab, beispielsweise in Mitteleuropa, selbst wenn hier heute die Supermarktregale zu jeder Jahreszeit üppig gefüllt sind.
Diese Programmierungen sind bei jedem Einzelnen komplex und entwickeln sich mit der Lebenserfahrung. Im Kindesalter, bis wir etwa sieben Jahre alt sind, ist unser Gehirn besonders empfänglich dafür. Im Wesentlichen geschieht die Programmierung unbewusst. Die Forschung geht davon aus, dass bis zu 95 Prozent unseres Denkens und Handelns von unbewussten Programmen gesteuert sind. In anderen Worten: Wir sind wandelnde komplexe Systeme überwiegend unbewusster Programme und Glaubenssätze.
Da das Unterbewusstsein nicht wertet, ob uns ein Programm oder ein Glaubenssatz, den wir einmal aus irgendeinem Grund angenommen haben, noch dient, tragen wir vieles mit uns herum, was uns heute vielleicht an mancher Stelle einschränkt und davon abhält, ein freies, selbstbestimmtes und glückliches Leben zu führen. Unsere Glaubenssätze sind der Filter, durch den wir die Welt sehen und prägen so unsere Realität. Sie schützen uns vor Gefahren, aber sie stellen manchmal auch rings um uns herum unsichtbare Mauern auf, die uns einschränken.
Ich habe Anfang September einen inspirierenden Kurs in der Schweiz besucht (s. Foto). An einem Punkt sagte unser Lehrer: „Erlaubt euch einmal den Spaß und schmunzelt einen ganzen Tag lang.“ Wie fühlt sich die Vorstellung für Dich an? Geht das? Den ganzen Tag schmunzeln? Hast Du etwas zu schmunzeln? Oder kommen Gedanken wie, “es passiert so viel Schlimmes auf der Welt, da darf ich doch nicht den ganzen Tag schmunzeln”? Würdest Du Dich da schlecht oder unsensibel fühlen?
Wenn wir uns schlecht fühlen, weil etwas Schlimmes auf der Welt passiert, dann verhält sich das in etwa so wie mit dem Sack Reis, der in China umfällt. Dadurch passiert nämlich gar nichts, außer dass wir uns schlecht fühlen. Sich schlecht zu fühlen bindet Gedanken und Energie, die wir anderswo produktiv einsetzen könnten, um Dinge auf der Welt zu verbessern, kreativ zu sein oder um uns einfach zu entspannen oder zu entwickeln. Das soll nicht heißen, dass wir nicht mitfühlend sein sollen, im Gegenteil. Aber wenn ich viel Zeit damit verbringe, mich damit zu befassen, was Schlimmes auf der Welt passiert, oder mich über Leute aufzuregen, die sich irgendwie falsch verhalten, komme ich nicht vom Fleck.
Vielleicht ist das mit dem Schmunzeln bei manchen Menschen auch schwierig, weil sie (eventuell von klein auf) überzeugt davon sind, dass das Leben hart und ungerecht ist. Und vielleicht fühlt sich das eigene Leben dann genau so an. Wenn das der Fall ist, kann man sich die Frage stellen, wer hat mir denn gesagt, dass das Leben hart und ungerecht ist? In welcher Situation habe ich das gelernt und stimmt das überhaupt und muss das wirklich so sein? Wie sähe mein Leben aus, wenn ich etwas ganz anderes glauben würde und diese spezielle Mauer eingerissen würde?
Was würde denn wirklich passieren, wenn man einen ganzen Tag lang schmunzelnd und gut gelaunt herumlaufen würde? Manche Leute fänden das vielleicht provokant. Andere fänden es sicher erfrischend. Aber man selbst würde sich wahrscheinlich ziemlich gut fühlen. Lachen ist erwiesenermaßen ungeheuer gesund. Wenn ich mich gut fühle und gesund bin, dann bin ich auch kraftvoll und voller Energie. Und dann habe ich die Kapazität, mich da zu engagieren, wo die Welt es braucht – beim Klima, in der Flüchtlingsthematik oder wo auch immer ich mich einbringen möchte.
Es ist wichtig, dass jeder einzelne dafür sorgt und etwas dafür tut, dass es ihm oder ihr gut geht und wir in ein positives Denken kommen. Es geht nicht darum, die Dinge schönzureden, und auch nicht darum, sich nur noch um sich selbst und sein eigenes Wohlbefinden zu drehen. Es geht um die richtige Balance, und darum, sich auch zu fragen, was denke und glaube ich denn so den lieben langen Tag lang? Wo kommen diese Gedanken her und wie prägen sie mein Leben? Was habe ich vielleicht für unbewusste Programme, die mich im Zaum halten?
Wenn Du keine Schwierigkeiten damit hast, einmal einen ganzen Tag lang zu schmunzeln, dann bist Du sicher auf einem guten Weg. Dann gehst Du wahrscheinlich schon ziemlich stark und selbstverantwortlich durchs Leben. Und weißt vermutlich auch, dass in diesem Leben ganz schön viel möglich ist, außer Du glaubst nicht daran – ganz im Sinne von Henry Ford.